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Hallo Braunschweig!

Nachricht von:
Christian Worch

Parchim, den 5. Juni 2011


Hallo Braunschweig!

Die ersten Worte, die Dieter Riefling über Lautsprecher sagte, waren:
"Hallo, Braunschweig! - Hat jemand einen Edding?"

Der Edding erwies sich als notwendig, weil die Ordnerarmbinden vergessen
worden waren und man welche improvisieren mußte. Tatsächlich hatte ein
Teilnehmer einen, so daß das kleine Problem gelöst werden konnte.
Abgesehen davon funktionierte die Organisation bewährt gut.

600 Teilnehmer trafen sich auf einer etwas abgelegenen Freifläche nahe
des Braunschweiger Hauptbahnhofs. Für die Demonstration waren 750
angemeldet worden, und nach den positiven Rückmeldungen etlicher Gruppen
war zeitweise davon ausgegangen worden, es könnten auch bis zu 1.000
werden. Die Kunde, daß das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg nach zähem
Rechtsstreit nur eine stationäre Kundgebung in Braunschweig zugelassen
hatte, hatte offenbar zu einem gewissen Abrieb geführt. Nicht jeder
scheint das politische Bewußtsein zu haben, daß es bei einer
Demonstration nicht in erster Linie darum geht, Spaß zu haben.

Das Programm wurde von Rednern (Riefling, Reitz, ein Aktivist aus
Thüringen, ein Kamerad aus den Niederlanden und meiner Wenigkeit) sowie
einer Musikgruppe namens Selection gestaltet. Etwas verwirrend für das
Publikum mag die sinnleere Auflage gewesen sein, daß nicht länger als
jeweils sieben Minuten Musik gespielt werden durfte, woraufhin dann
Wort- oder andere Beiträge in gleicher Länge zu folgen hatten.

Danach ging es dann weiter zur Anschluß-Demonstration in Peine. Dort
waren es meiner Zählung nach noch rund 520 Teilnehmer; etwas über 10
Prozent der ursprünglichen Teilnehmer waren - vielleicht hitzebedingt -
nur zu halbem und nicht zu vollem Einsatz motiviert.

Nach einer hübschen Wegstrecke im wie üblich deutlich übertriebenen
polizeilichen Wanderkessel traten auf dem Marktplatz von Peine als
Redner Skoda auf sowie ein Liedermacher, dessen Name mir wieder
entfallen ist. Ein weiterer vorgesehener Redner aus Berlin sowie eine
Band aus der Hauptstadt hatten den Anschluß verpaßt und entfielen damit
als Programmpunkt.

Zu Gegenaktivitäten in Braunschweig sind nach Medienangaben knapp 5.000
Menschen mobilisiert worden. An zwei Gegendemonstrationen mit so
phantasievollen Namen wie "Bunt statt Braun" sollten 2.400 Menschen
teilgenommen haben; der Rest waren dann wohl die, die bei einem
Kulturfest kulinarische Spezialitäten aus aller Welt genossen haben und
möglicherweise auch Darbietungen ausländischer Künstler zugeschaut
haben. Essen gegen rechts.... Bedenkt man, daß Braunschweiger Firmen die
Kleinigkeit von 120.000 Euro zur Finanzierung von "Aktionen gegen
rechts" an dem Tag gesammelt haben wollen, erscheint das nicht gerade
ein überwältigendes Ergebnis.

In Peine war es dann wohl nur noch ein "harter Kern", der als
Gegendemonstranten übrig blieb; es sollen 700 gewesen sein, vornehmlich
gewaltbereite Antifaschisten. Hier gab es auch kleinere Zusammenstöße
zwischen diesen und der Polizei, bei denen etwa 70 sogenannte Autonome
zeitweilig festgenommen wurden.

Vom Ablauf wie von der Mobilisierung her war der diesjährige Tag der
deutschen Zukunft umständebedingt nicht ganz so erfolgreich wie im
letzten Jahr in Hildesheim, indes war die Medienpräsenz eine ungleich
viel größere. Was ja auch eine wertvolle Sache ist; genaugenommen der
wichtigste Aspekt bei politischen Versammlungen, solange wir nicht über
eigene Massenmedien verfügen.

Christian Worch
 


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