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Trauermarsch in Lübeck

Nachricht von:
Christian Worch


Hamburg, den 28. März 2009

Trauermarsch in Lübeck

Heute fand der inzwischen traditionelle Trauermarsch aus Anlaß der
Bombardierung Lübecks im Zweiten Weltkrieg statt.

Es versammelten sich nach meiner Zählung 325 Teilnehmer, womit die
letztjährige Zahl von rund 350 Teilnehmern knapp erreicht wurde. Der
geringfügige Abrieb dürfte auf das Wetter zurückzuführen sein: während
es vormittags noch sonnig war, hatte der Wetterbericht für die
Mittagszeit und den Nachmittag Regen angekündigt, der dann tatsächlich
auch fiel.

Nach problemloser Anreise der Teilnehmer und der üblichen Wartezeit
wegen behördlicher Obliegenheiten (Ordnervorstellungen und so weiter und
so fort) begann die Veranstaltung kurz vor 13.oo Uhr. Dabei machte die
Polizei von einer in dieser Form bisher noch nicht bekannten
Schikaneform Gebrauch. Nachdem Versammlungsleiter Jörn Lemke nicht nur
die Auflagen hatte vorlesen lassen, sondern auch die Teilnehmer begrüßte
und zwei oder drei Minuten lang erklärte, warum diese Veranstaltung
stattfindet, begann der polizeiliche Lautsprecherwagen
dazwischenzuplärren: Für den Ausgangsort sei keine Auftaktkundgebung
vorgesehen, sondern nur die Verlesung der Auflagen, und die bis dahin
dreiminütige Ansprach des Versammlungsleiters werde man von den dreißig
Minuten Dauer der ersten Zwischenkundgebung abziehen.

Unter Angehörigen der arbeitenden Schicht nennt man so was
Korinthenkackerei.

Der Zug erreichte dann auch die besagten Ort der Zwischenkundgebung.
Versammlungsleier Lemke wies bei Eröffnung der Zwischenkundgebung
ausdrücklich darauf hin, daß es jetzt 13.17 Uhr sei und daß die
Zwischenkundgebung – unter Berücksichtigung des dreiminütigen
Zeitabzuges – mithin bis 13.44 Uhr dauern werde. Nach dem ersten Redner
Dieter Riefling war als zweiter Redner Thomas Wulff an der Reihe. Dieser
sah sich dann gegen 13.41 Uhr in seinem Vortrag unterbrochen, als der
polizeiliche Lautsprecherwagen sich neuerlich plärrend einschaltete. Die
Zwischenkundgebung sei jetzt zuende. Denn de polizeiliche Einsatzleiter
habe deren Beginn mit dem Erreichen des Zwischenkundgebungsplatzes
festgelegt, nicht mit der Eröffnung durch Jörn Lemke.

Die Durchsagen der Dame bekamen für mich langsam den Charakter einer
gezielten Versammlungsstörung.

Auch der weitere Umzug verlief nicht ganz ohne Störungen. Es gab einen
Zwischenhalt, bei dem der Versammlungsleiter zum Einsatz- oder
Abschnittsleiter der Polizei gebeten wurde. Dieser teilte ihm mit, daß
aufgrund von Störungen durch Gegendemonstranten die Wegstrecke geändert
werden müßte; was im Regelfall natürlich immer Verkürzung heißt. So
weit, so gut. Das kann ja mal passieren. Auffällig war aber, daß entlang
dieser kurzfristig geänderten Strecke überall mobile Parkverbotsschilder
standen, die das Parken am 28. März in der Zeit von 6.oo bis 22.oo Uhr
untersagten. Da stellt sich einem natürlich die Frage, ob die Polizei
Lübeck über hellseherische Fähigkeiten verfügt. Denn wie sonst hätten
sie schon am Vorabend wissen können, daß und vor allem wo und wann
Gegendemonstranten die Wegstrecke blockieren oder bedrohen würde und daß
und vor allem welche Ausweichstrecke dann benutzt werden müßte?! Rein
zufälligerweise entsprach dieser geänderte Wegstrecke sogar der
ursprünglich von der Polizei im sogenannten Kooperationsgespräch
vorgesehenen, die sie allerdings per gerichtlich anfechtbarer Auflage
nicht durchzusetzen versuchen mochten.

Unter Angehörigen der arbeitenden Schicht nennt man so was ein
abgekartetes Spiel.

Polizeilichen Störungen sah sich auch die zweite Zwischenkundgebung
ausgesetzt. Zwar konnte ich als erster Redner derselben meinen Vortrag
noch ungestört halten, aber dafür traf es den nachfolgenden Redner, Jens
Lüdtke. Dieser wurde nämlich von der Dame mit der plärrigen Stimme
unterbrochen, die Versammlungsleiter Lemke neuerlich zum Einsatz- oder
Abschnittsleiter der Polizei zitierte. Den Mann wollte ich mir jetzt
auch mal anschauen, so daß ich Jörn Lemke begleitete. Wir erfuhren, daß
die zweite Zwischenkundgebung jetzt vom Platz in die angrenzende Straße
verlegt werden müsse, weil die den Platz sichernden Polizeikräfte
gebraucht würden, da in der Innenstadt Gegendemonstranten randalierten.
Also verlagerten wir uns wunschgemäß um ungefähr hundert Meter, und dann
konnte Jens Lüdtke seine unterbrochene Rede fortsetzen.

Immerhin muß man der Polizei Lübeck zugestehen, daß diese letzte Störung
der Versammlung wohl – anders als die vorherige Korinthenkackerei – eine
gewisse Berechtigung hatte. Denn der polizeilichen Pressemeldung können
wir entnehmen, daß im Bereich der Hansastraße sogar den Verkehr regelnde
Polizisten angegriffen wurden, wobei vier Streifenwagen durch Steinwürfe
beschädigt wurden. (Die Beamten blieben glücklicherweise unverletzt.)
Insgesamt scheint es wohl nicht übertrieben, wenn die Polizei von einer
hohen Gewaltbereitschaft der Gegendemonstranen gegen unbeteiligte
Personen, Einsatzkräfte der Polizei und fremdes Eigentum spricht. Es
wurden 179 Personen festgenommen. Da meines Wissens aus dem Kreis
unserer Demonstranten nur eine Person zeitweilig festgenommen wurde,
wird es sich also so gut wie ausschließlich um Linksextremisten und
andere Gegendemonstranten gehandelt haben, denen nun Landfriedensbruch,
Körperverletzung, Verstoß gegen das Waffengesetz und Sachbeschädigung
vorgeworfen wird.

Man fragt sich unter diesen Umständen, wieso die Behörde die
Gegendemonstration überhaupt zugelassen hat, wenn diese dermaßen
unfriedlich verlaufen ist! Aber nein, das ist natürlich die falsche
Formulierung. Die angemeldeten Versammlungen blieben friedlich, wie die
Polizei in ihrer Pressemeldung mitteilte. Die ungefähr 500 gewalttätigen
Störer störten eben außerhalb der angemeldeten Demonstrationen.... Daß
sie die Gegendemonstration als logistische und operative Basis
benutzten, bleibt natürlich unberücksichtigt....

Der weitere Umzug zum Ausgangsort gestaltete sich unproblematisch. Dort
wurde die Veranstaltung gegen kurz vor vier Uhr nachmittags beendet, und
wir erreichten sehr bequem einen nur wenige Minuten später abfahrenden Zug.

Als Fazit kann gezogen werden: Der diesjährige Trauermarsch war
erfolgreich. Die Störungen durch die Polizei nervten zwar, aber sie
konnen den Erfolg als solchen nicht mindern. Die extreme Linke hingegen
hat wieder einmal ihr wahres, menschenverachtendes Gesicht gezeigt. Es
ist schon schlimm genug, wenn sie mit Steinwürfen die Kräfte der Ehus (
=Einsatzhundertschaften) angreifen, um zu unserem Zug vorzudringen. Aber
diese Beamtinnen und Beamten sind wenigstens mit Körperpanzern und
Schutzhelmen ausgestattet, mit Armschienen und Schienbeinschonern. Denen
kann nicht so viel passieren. Aber Leute von der Verkehrsstaffel zu
attackieren, die auf solche Übergriffe nicht vorbereitet und dafür nicht
ausgerüstet sind, ist schon eine ziemlich heftige Aktion. Von Gewalt
gegen völlig Unbeteiligte mal ganz zu schweigen. Die ganzen Gutmenschen
– einschließlich eines vormaligen Innenministers von Schleswig-Holstein
- , die sich dafür hergegeben haben, die juristische Deckung für diese
Gewalthorden zu bieten, müssen sich nach ihrer Mitverantwortung fragen
lassen. Politisch war der Tag für Linke aller Couleur – bis hin zur
bürgerlichen Linken, den Sozialdemokraten – ein richtiges Debakel.

Hamburg, den 28. März 2009
Christian Worch


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