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Weihnachtsdemo Aachen

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 25. Dezember 2008


Weihnachtsdemo Aachen

Die Aachener Printen fehlten. Zwar hatte ich wenige Tage vor der
Veranstaltung noch Kameraden aus der Region gebeten, welche zu besorgen,
damit wir die Teilnehmer damit verköstigen konnten, aber es war zu spät:
Es waren keine mehr zu bekommen.

Was noch im Angebot war, war natürlich Antifa, die ist nicht so schnell
ausverkauft. Und im Gegensatz zu Aachener Printen bekommt man sie sogar
umsonst und gratis. Ja, wie Werbegeschenke drängen sie sich beinahe
schon auf. Die ersten bekamen wir zu sehen, als sie ein unmittelbar
neben dem Versammlungsort befindliches Bürogebäude besetzten und aus den
Fenstern Transparente hängten und uns mit einem Megaphon zu beschallen
versuchten. Das Megaphon allerdings war ein wenig zu schwach, um sie
richtig zu verstehen. Mein Angebot, die Sprecherin möge doch
runterkommen und unsere bereits aufgebaute Lautsprecheranlage nutzen,
wurde polizeilich unterbunden, weil die Polizei darauf hinweisen mußte,
daß unsere Versammlung noch nicht begonnen habe und daher unsere Anlage
noch nicht benutzt werden dürfe. So ein Ärger! Da will man, weil
Weihnachten ist, der Antifa mal eine Freude machen, und die Jungs in
grün machen den Spielverderber! – Auch der Versuch der Antifas, sich uns
ein bißchen besser zu zeigen, scheiterte – die Taubenabwehr verhinderte,
daß sie sich wirklich weit aus dem Fenster lehnten.

Nachdem auf diese Weise für einen heiteren Anfang gesorgt wurde, ging es
dann alsbald weiter heiter zur Sache. Die Rede von Ingo Haller
(NPD-Kreisvorsitzender von Düren) war noch dem Anlaß angemessen
politisch. Aber schon Paul Breuer als nächster Redner konnte seine
rheinische Frohnatur nicht wirklich verbergen. Er beglückte uns mit der
Erkenntnis, daß der Weihnachtsmann in Wirklichkeit ein Neger sei, und
legte dies auch beweiskräftig dar. Außerdem hetzte er in
herzerfrischender Weise gegen die „faschistische Weihnachts-Mafia“.

Nachdem auch Veranstalter Axel Reitz ein paar Worte an das lauschende
Publikum gerichtet hatte, ging es zum Umzug. Dieser führte zur
Zwischenkundgebung am Theaterplatz, und dort wurde es richtig lustig.
Die Polizei hatte uns als Weihnachtsgeschenk eine Lautstärkeauflage
beschert. Vielleicht war sie der Meinung, weil zu Christus Zeiten keine
Lautsprecher vorhanden waren, er die Bergpredigt aber trotzdem vor
fünftausend oder so Leuten halten konnte, bräuchten wir auch nur
reduzierte Beschallungsstärke. Das stellten sie dann mit einem
Dezibelmeter fest, der zwar ziemlich echt aussah, aber leider keine
Eichmarke hatte. Folglich wurde das Wort „Eichmarke“ auf der
Zwischenkundgebung zum running gag. Ich glaube, ich habe noch nie in
meinem Leben an einem einzigen Tag dieses Wort so oft ausgesprochen, und
jetzt fühle ich mich schon fast qualifiziert, als Mitarbeiter im Eichamt
anzufangen.

Da wegen dieser kleinen Repression teilweise sogar die eigenen
Veranstaltungsteilnehmer Probleme hatten, die Redner zu verstehen, wurde
die Veranstaltung auf dem Theaterplatz, sinnigerweise vor dem Theater,
in interaktives Aktionstheater verwandelt. Das machte Spaß, und es wurde
ernstlich erwogen, die nächste Weihnachtsdemo in gleicher Weise zu
gestalten und auch noch zu professionalisieren. Ich persönlich plädierte
für die Anwerbung meines Vornamensvetters Christian Klar, weil dem
Ex-RAF-Terroristen ja ein Jobangebot des Berliner Ensembles vorliegt,
sich als Bühnentechniker zu betätigen. Einen guten Bühnentechniker
könnten wir sicherlich noch gebrauchen, und wenn uns schon unterstellt
wird, daß Attacken mit Lebkuchenmessern schlimmer seien als alles, was
die RAF jemals getan hätte, fühlt sich vielleicht sogar Christian Klar
bei uns gut aufgehoben.

Der Rückweg führte uns durch das Aachener Marschiertor, was irgendwie
sehr angemessen erschien.

Die Veranstaltung verlief nahezu gewaltfrei; von unserer Seite völlig
gewaltfrei, und die Gegenseite beschränkte sich mit Blick auf den
Weihnachtsfrieden auf drei eher harmlose Wurfgeschosse.

Unsere Teilnehmerzahl lag laut Polizeiangabe bei 45. Ich persönlich habe
einmal 42 und einmal 43 gezählt. Ingo Haller hat 43 gezählt. Aber
wahrscheinlich hat die Polizei zwei Teilnehmer mitgezählt, die wegen
Tragens militärähnlicher Kleidung nicht teilnehmen durften, also wird es
wohl schon stimmen.

Die Zahl der Gegendemonstranten wurde von der Polizei mit 500 angegeben,
was ich nicht bestätigen kann. Wir sahen einmal gutmenschliche und
teilweise auch ausländische Claqueure (die beim interaktiven
Aktionstheater sehr schön mitgewirkt haben) in einer Stärke von
vielleicht 60 Personen und einmal einen Trupp Antifa in ungefähr
gleicher Stärke. Die angeblichen restlichen 380 Gegendemonstranten
entzogen sich unserer optischen Wahrnehmung.

Von den bisher insgesamt vier Weihnachtsdemos war es zwar die
zahlenschwächste, was die Teilnehmer betrifft, aber auch die lustigste,
was den Ablauf und die spontane Gestaltung betrifft.

Und beim nächsten Mal sorgen wir rechtzeitig für Weihnachtsgebäck!

Mit besten Grüßen
Christian Worch


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