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Der Versager von Barmbek

Nachricht von:
Christian Worch
 

Hamburg, den 2. Mai 2008


Der Versager von Barmbek:

Der Versager von Barmbek heißt Peter Born und war Einsatzleiter der
Polizei. Jener Polizei, von der die Hamburger Morgenpost am 2. Mai
berechtigt schrieb, sie sei total überfordert gewesen und habe die Lage
zeitweilig nicht mehr unter Kontrolle gehabt.

Natürlich muß man Herrn Born zugeben, daß er keine leichte Aufgabe
hatte. Das zweifellos gut durchdachte Konzept der Polizei (räumliche
Trennung) war unrealisierbar geworden, als das Hamburgische
Oberverwaltungsgericht am Mittwochabend den Linken erlaubte, genau die
gleiche Demonstrationsstrecke zu nehmen wie wir. Dies wurde wohl so
ungefähr gegen 22.00 Uhr bekannt.

Trotzdem blieben noch mindestens 14 Stunden, um ein neues Konzept zu
erstellen; am besten ein Konzept mit mehren Alternativen auf der Basis
des „was-wäre-wenn-Spiels“. Wenn es darum geht, tausend Leute in einen
Bahnhof hineinzuprügeln, kann die Polizei ja auch in Minutenschnelle
agieren, teilweise sogar in Sekundenschnelle. Binnen 14 Stunden ein
neues Konzept auszuarbeiten, sollte für eine professionell geführte
Organisation also möglich sein.

Der Polizei Hamburg war es ersichtlich nicht möglich.

Und daher suchte Herr Born einen Sündenbock.

Wen nimmt man in den heutigen Zeiten als Sündenbock? Natürlich, die
bösen Rechten! Das drückte Peter Born am Freitag gegen 13.oo Uhr auf
einer Pressekonferenz dann ungefähr so aus:

"Wenn sich die Polizei nicht dazwischengeworfen hätte, dann hätte es
Tote gegeben", sagte Einsatzleiter Peter Born. "Das ist meine feste
Überzeugung."
(SPIEGEL ONLINE)

Richtig melodramatisch ging es dann weiter

„Er bezog sich dabei auf eine Schlägerei zwischen mehr als hundert
"autonomen Nationalisten" und einer etwa gleich großen Gruppe linker
Gegendemonstranten zum Beginn der stundenlangen Ausschreitungen.
Besonders von der rechten Seite sei "nackte Gewalt" ausgegangen. Die
rechten Autonomen seien auf Stichwort auf die Linken eingestürmt. "Es
kam zu wüsten Schlägereien." „
(Gleichfalls SPIEGEL ONLINE)

An anderer Stelle liest es sich unter Berufung auf Peter Born
folgendermaßen:

„Die Aggression ging von den Rechten aus.“
(STERN ONLINE)

Ah. Ja. Es waren Rechte, die den Bahnverkehr mit brennenden Reifen
unterbrochen haben. Es waren Rechte, die ein Reifenlager nur 20 Meter
von einer Tankstelle entfernt angezündet haben und damit eine gewaltige
Treibstoffexplosion riskiert haben. Es waren Rechte, die schätzungsweise
acht PKWs „abgefackelt“ haben, darunter zwei Polizeiwagen. Es waren
Rechte, die ihre eigenen Busse „entglast“ haben. Es waren Rechte, die
immer wieder in kleienren oder größeren Trupps an die andere
Demonstration heranzukommen versucht haben. Die dabei nicht nur
gepöbelt, sondern ständig auch Steine, Flaschen, Obst oder Farbbeutel
auf die anderen Demonstranten und die Polizei geworfen haben. Es waren
Rechte, die Barrikaden gebaut und angezündet haben und die die Feuerwehr
angegriffen haben, damit sie nicht mehr löschen konnte. Natürlich!
Zweifellos! Ja! Denn, so Born:

"Die Aggression und nackte Gewalt ging von den Rechten aus", sagte
Einsatzleiter Born.“
(Nochmals STERN ONLINE)

Intessanterweise ist bei uns über diese „wüste Schlägerei“ zwischen zwei
jeweils hundert oder mehr Personen umfassenden Gruppen de „Autonomen
Nationalisten“ einerseits und der linken Gegendemonstranten andererseits
zu Beginn der Ausschreitungen überhaupt nichts bekannt. Von einer
wirklichen Massenschlägerei ist absolut nichts bekannt. Immer dann, wenn
es mal dazu kam, daß größere Gruppen sich ohne dazwischenstehende
Polizeikette relativ nahe kamen, waren die Linken geflüchtet, bevor es
überhaupt zu einer Schlägerei kommen konnte. Und sie waren dann derart
olympiareif weggelaufen, daß es selbst bei bösem Willen völlig zwecklos
gewesen wäre, sie zu verfolgen. Panik kann ungeheuer leistungssteigernd
wirken.

Also erzählt der Versager von Einsatzleiter schlichtweg eine
Latrinenparole. Ein Gerücht, das ihm von irgendwem zugeflüstert worden
ist und nach dem er wie nach einem rettenden Strohhalm in der Flut
öffentlicher Kritik dankbar gegriffen hat. Oder das er selbst erfunden
hat. Möglicherweise in einer schlaflosen Nacht nach einem verpatzten
Einsatz, der zudem, was die Auflösung unserer Kundgebung am Ohlsdorfer
Bahnhof betrifft, noch illegal war!

Auch wenn er als Einsatzleiter eine Niete war, erweist Peter Born sich
in der Nachbereitung immerhin als intelligent im Sinne der
vorherrschenden Meinung. Denn die Medien springen zweifellos dankbar
darauf an, wenn ihnen die bösen Rechten als Sündenbock präsentiert
werden. So bringt er sich selbst aus der Schußlinie medialer Kritik.
Welch Zufall, daß der Mann mit Vornamen Peter heißt! Was er treibt,
nennt man ein „Schwarzer-Peter-Spiel“. In Zeiten von
Video-Games,Chatrooms und anderen elektronischen
Unterhaltungsmöglichkeiten sicherlich aus der Mode gekommen; aber gleich
mir ist Peter Born wohl alt genug, um es aus Kindertagen noch zu erinnern.

Traurig nur, daß er dabei klar gegen das behördliche Neutralitätsgebot
verstoßen hat. Vor allem, indem er eine „wüste Schlägerei“, nein,
pardon, gleich mehrere „wüste Schlägereien“ erfunden hat, die es
überhaupt nicht gegeben hat.

Für den grünen Teil der neuen schwarz-grünen Landesregierung mag eine
solche blühende Phantasie eine Empfehlung sein. Nach dem Beamtenrecht
ist sie nicht zulässig. Aso sind dienstrechtliche Konsequenzen zu
ergreifen. Der Mann hat erst versagt und dann wilde Erfindungen in die
Welt gesetzt. Das eine oder das andere allein mag heutzutage ja noch als
verzeihlich gelten. Die Kombination von beidem ist zuviel.

Hamburg, den 2. Mai 2008
Christian Worch


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