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Frankfurt Main 7.7.2007

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 8. Juli 2007

Frankfurt Main 7.7.2007


Am Anfang stand Verspätung. Die Antifa hatte die S-Bahn in Höhe Bahnhof
Rödelheim blockiert, was operativ gesehen eine recht gute Wahl war, denn
damit fiel der gesamte S-Bahnverkehr aus Westen in Richtung Innenstadt
aus. Betroffen waren davon auch die Autofahrer und zwei
Reisebusbesatzungen, die sich zur gemeinsamen Anreise per S-Bahn in
einer westlich von Frankfurt gelegenen Kleinstadt getroffen hatten.
Allerdings wurde kurzfristig umdisponiert; man fuhr einfach einen
knappen Viertelbogen um die große Stadt herum und kam dann aus dem
Norden. Da war nix blockiert. So weit hatten die Kräfte der Frankfurter
Antifa trotz aller großmäuligen Ankündigungen nun auch nicht gereicht.

Etwa zwei Stunden nach dem eigentlich vorgesehenen Zeitpunkt, gegen
15.oo Uhr, wurde die Veranstaltun eröffnet, eine knappe halbe Stunde
später war Abmarsch. Es hatten sich nach meiner Zählung ziemlich genau
600 Teilnehmer eingefunden. Die Medien sprachen teilweise von 500,
teilweise von 750. Das Wetter war gut, und die Strecke war durchaus
nicht so abgelegen-menschenleer, wie manche Äußerungen im Vorfeld es
hatten erwarten lassen.

Auf der Zwischenkundgebung traten auf: Marcel Wöll,
NPD-Landesvorsitzender von Hessen und Organisator der Demonstration;
meine Wenigkeit und eine Kameradin aus Schweden. Auf der
Abschlußkundbung traten auf: Otto Riehs, Ritterkreuzträger, Eckhard
Bräuninger, NPD-Funktionär, sowie je ein Vertreter der italiensichen und
der englischen Delegation. Die italienische Delegation von der
Veneto-Fronte war übrigens sehr zahlreich erschienen, mit einem eigenen
Reisebaus aus Norditalien. Die Reden der ausländischen Teilnehmer wurden
in Absätzen übersetzt in deutscher Sprache wiederholt.

Während des meiner Schätzung nach rund sechs Kilometer langen Umzuges
gab es einmal einen kurzen Aufenthalt, weil die Polizei zwei Teilnehmer
abgriff, die angeblich einen Stein auf Gegendemonstranten geworfen haben
sollen. (Ob nun beide gemeinsam einen einzigen Stein geworfen haben
sollen oder jeder von ihnen jeweils einen, konnte ich auch durch
Nachfrage nicht ermitteln...) Die solidarische Ankündigung zum Beginn
der Abschlußkundgebung, man werde auch nach Kundgebungsende so lange am
Ort ausharren, bis die beiden Festgenommenen wieder in unseren Reihen
seien, erwies sich als zwar gut gemeint, aber nicht nötig, denn sie
wurden noch vor der Auflösung der Versammlung wieder entlassen.

Die von uns wahrgenommenen Gegenaktionen hielten sich in engen Grenzen;
zeitweilig wurden wir links und rechts von einigen Schreihälsen
flankiert, die auch zusammenaddiert nicht einmal annähernd auf unsere
Zahl kamen. Sehr vereinzelt wurden wir mit einer leeren Flasche, einem
rohen Ei, einem angefaulten Apfel und einer Handvoll Zwieback beworfen.
Für das, was man eigentlich in Frankfurt am Main hätte erwarten müssen,
war der aktiv-militante Widerstand der Linken geradezu ärmlich. Schuld
daran gewesen sein mag das überaus große Polizeiaufgebot; Medien
sprachen von achttausend Beamtinnen und Beamten.

Eine solche Zahl von Einsatzkräften erscheint mir völlig überzogen, wenn
ich mir die Zahlen der Demonstranten insgesamt anschaue. Irgendwo im
Innenstadtbereich soll Faru Roth vor angeblich zweitausend Menschen
gesprochen haben. (Bei den Angaben für offiziös-staatstragende
Gegendemos muß man allerdings gewaltige Abstriche machen; wir haben auch
schon erlebt, daß dann in den gleichfalls offiziös-staatstragenden
Medien aus wenigen hundert Leuten locker mal zweitausend oder mehr
geworden sind.) Die militante Linke soll nach einigen Quellen bei 1.000
Aktivisten mobilisiert haben, andere sprechen sogar von 1.500. Mit uns
zusammen wären das dann ungefähr bei 4.000 Demonstranten, seien sie nun
friedlich oder gewaltbereit, und denen die doppelte Anzahl polizeilicher
Einsatzkräfte entgegenzustellen, ist schon ein wenig fragwürdig.
Sicherheit in allen Ehren, aber man kann es auch übertreiben. Vielleicht
war es die politische Absicht der Verantwortlichen, alle demonstrativen
Aktivitäten mindestens optisch mit dieser gewaltigen Armee in grün
sozusagen zu ersticken.

Auch wenn die meisten dieser Beamtinnen und Beamten einen ruhigen
Einsatztag hatten, einige von ihnen mußten offenbar doch aktiv werden,
und das wohl nicht ganz ohne Erfolg. Es wurde von ca. 190 festgenommenen
Linksextremisten berichtet. (Vereinzelte Quellen nennen auch über 200.)
Dies dürfte vornehmlich im Bereich der blockierten S-Bahn-Strecke
gewesen sein. Es steht zu erwarten, daß mindestens einige der
Festgenommenen auch für die erheblichen Sachschäden, die durch
Beschädigung von Gleisanlagen, Bränden an Böschungen oder Zerstörung von
Signaleinrichtungen der Bahn entstanden sind, in zivilrechtliche Haftung
genommen werden. Die Sachschäden sollen sich nach einer vorläufigen
Schätzung auf ungefähr 300.000 Euro summieren.

Unter dem Strich ist zu sagen, daß auch in der traditionell linken
Hochburg Frankfurt am Main das gewaltbereite Potential zwar noch
vorhanden ist, aber schon deutlich geringer als in früheren Jahren. Die
Hoffnungen der Linken, ganze Städte zu no-go-areas für nationale
Demonstrationen zu machen, werden immer unerfüllbarer. Und das ist auch
gut so! – Für die hessische NPD als Ausrichter der Demonstration mag es
ein ermutigender Auftakt für ihren bis Ende Januar 2008 dauernden
Landtagswahlkampf gewesen sein.

Hamburg, den 8. Juli 2007
Christian Worch


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