-
zurück zur Auswahl -
NACH WALLE WOLL’N SIE ALLE....
Nachricht von:
Christian Worch
Hamburg, den 4.
November 2006
NACH WALLE WOLL’N
SIE ALLE.... (*)
Der erste Eindruck war wenig erfreulich. Von den rund ein Dutzend frühzeitig
vor dem Bahnhof versammelten Leuten trank etwa die Hälfte Bier. Einer
von ihnen machte einen erkennbar betrunkenen Eindruck. Wo zur Hölle
gabelt man heute noch Demonstranten auf, die nicht wissen, daß auf
einer nationalen Demonstration kein Alkohol getrunken wird? Oder die am
hellichten Tag von ihrem „Stoff“ so abhängig sind, daß sie sich
vor Demo-Beginn in aller Öffentlichkeit schnell noch mal eine Kanne
davon reinziehen müssen?
Auch die Pünktlichkeit der Bahn war eher undeutsch. Daran war aber wohl
weniger die Bahn schuld als eher Störer, die zeitweilig die Gleise
blockiert haben sollen, wie es gerüchteweise hieß. Daher kam der größere
Teil der Demonstranten mit ein wenig Verspätung, und statt um 14.30 Uhr
ging es dann gegen 15.00 Uhr los.
Vor dem Abmarsch stellte sich heraus, daß der vor Ort höchstrangige
Polizist nicht zählen konnte. Oder keinen Untergebenen hatte, der zählen
konnte. Denn nachdem Adolf Dammann 106 Teilnehmer und ich 105 Teilnehmer
gezählt hatte, blieb er bei seiner Meinung, es seien 60. Eigentlich
eine eher unmaßgebliche Frage, wenn nicht die Polizei die Auflage
erlassen hätte, daß auf je 25 Teilnehmer eine Fahne mitgeführt werden
dürfe. Vielleicht konnte oder wollte der Mann deshalb nicht korrekt zählen?
Immerhin, seine Kollegen von der Pressestelle haben ihm rückwirkend in
die Hacken getreten, weil im offiziellen Polizeibericht steht, daß es
ca. 100 waren.
Die Frage, ob nun drei oder vier Fahnen mitgeführt werden durften, war
allerdings von eher nachrangiger Bedeutung. Interessanter erschien
vielen Teilnehmern, wie weit der Zug kommen würde. Eigentlich war es
recht einfach auszurechnen. Das Gericht hatte die angemeldete Strecke
auf die Hälfte gekürzt, und damit entsprach es einer dieser berühmten
mathematischen Reihen, daß die Polizei die vom Gericht vorgegebene
Strecke noch einmal um die Hälfte kürzen würde. Wobei man also sieht,
wer letztlich am längeren Hebel sitzt. Es möge aber bitte niemand
daraus den Schluß ziehen, die BRD sei ein Polizeistaat – eine solche
Behauptung wäre als Verunglimpfung des Staates strafbar....
Den genauen Grund für diese polizeiliche Kürzung konnte man vor Ort
allerdings nicht erfahren. Da lautete das polizeiliche Credo nur „wir
kommen nicht weiter“ oder „es geht nicht weiter“. Wer es genauer
wissen wollte, mußte später den Polizeibericht im Internet nachlesen.
Er sagt sinngemäß aus, daß wohl unter der Federführung von bis zu
400 gewaltbereiten Gegendemonstranten eine Polizeisperre überrannt
worden sei, woraufhin nicht nur diese bis zu 400, sondern über tausend
weitere angeblich friedliche Gegendemonstranten in den eigentlich für
unsere Demonstration abgesperrten Bereich eingedrungen waren. An einer
zweiten Absperrung, die man eilig mit Wasserwerfern verstärkt hatte,
konnten sie gestoppt werden. Etwa zweihundert Personen wurden zeitweilig
in Gewahrsam genommen, ein paar wurden festgenommen.
Da die Polizei vorher drohenden polizeilichen Notstand zur Begründung
ihres Verbots herangezogen hatte, ist natürlich ein wenig befremdlich,
daß sie nicht gleich ihre erste Absperrung mit Wasserwerfern verstärkt
haben. Genug von den Dingern waren ja nun zu sehen. Aber vielleicht
wollte man dem Bürgermeister von Bremen und seinem Innensenator auch
nicht die Möglichkeit nehmen, im Gefolge von gewaltbereiten
Gegendemonstranten in den abgesperrten Bereich einzudringen.... Und
diesen trotz mehrfacher Aufforderung der Polizei nicht zu verlassen, wie
mir ein Kamerad mitteilte, der wohl entsprechende Szenen in der
regionalen Fernsehsendung „Buten und binnen“ gesehen hat....
Kann es unter diesen Umständen noch wundern, daß die Mehrheit der
Bundesbürger in das Funktionieren der Demokratie nach Art der BRD kein
Vertrauen mehr haben?!
Abgesehen von diesem durchaus rechtswidrigen Erfolg waren die Damen und
Herren selbsternannten Demokraten trotzdem nicht überwältigend stark.
Die Polizei schätzte sie auf ca. 4.000. Möglicherweise mochten die
Medien polizeilichen Angaben aber nicht wirklich glauben, denn dort war
teilweise von über 3.000 oder auch mal von 3.500 die Rede. Bedenkt man,
daß die Organisatoren 8.000 erwartetet hatten und in gnadenloser Selbstüberschätzung
zeitweilig sogar von 12.000 konkret anwesenden Teilnehmern sprachen,
sieht man schon, daß es mit der Mobilisierungsfähigkeit „aller
gesellschaftlich relevanten Gruppen“ nicht gar so weit her war. Auch
Unterstützungsunterschriften von siebenhundert Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens aus Politik, Kunst und Kultur, Wissenschaft und so weiter waren
da vielleicht nicht ganz so hilfreich, wie sich die Initiatoren dieser
Unterschriftensammlung erhofft hatten.
Vielleicht ist das die Erkenntnis, die ein aus dem fernen Australien
kommendes Kamerateam zurück ins heimische „down under“
mitnimmt.....
Schließlich erwägen die „Aussis“, ihre Truppen aus dem Irak
abzuziehen, womit sie irgendwie schon auf der Linie unseres heutigen
Demonstrationsmottos liegen: „Arbeitsplätze statt Kriegseinsätze!“
Da wir dank des geradezu kriegsmäßig stark aufgerüsteten
Polizeiaufgebots von den Linken bis auf ein halbes Dutzend Verwirrter
oder Verirrter und einen etwas erregten Südländer nichts direkt
mitbekamen, blieb es auf der Veranstaltung ausgesprochen ruhig. Es
traten als Redner auf: Horst Görmann, Landesvorsitzender der NPD in
Bremen, Alexander Hohensee, einstmals Freier Nationalist, inzwischen
auch oder wieder NPD-Mitglied, Adolf Dammann, stellvertretender
NPD-Landesvorsitzender von Niedersachen, H.G. Wiechmann, vormals
Landesvorsitzender der Republikaner in Niedersachsen, nunmehr NPD, und
meine Wenigkeit.
Die Republikaner der Freien Hansestadt Bremen, die sich eigentlich unter
die Gegendemonstranten hatten mischen wollen, versäumten es, gegen die
NPD zu demonstrieren. Grund dafür wird Angst vor Ausschreitungen
militanter Linker gewesen sein. Tja, wer gegen die NPD ist, ist dadurch
bei den Linken noch lange nicht beliebt. Schade aber auch. Und schade
auch, daß ca. 400 gewaltbereite Linke diese Erfahrung nicht auch ihrem
Bürgermeister und ihrem Innensenator vermittelt haben, die sie
zweifellos auch heiß und innig lieben. Wie sagte der Chefpropagandist
einer inzwischen schon lange nicht mehr existierenden Partei einmal:
„Wenn es um uns geht, werden sogar aus notorischen Fleischessern plötzlich
radikale Vegetarier!“
Na, dann Mahlzeit!
Hamburg, den 4. November 2006
Christian Worch
Zur Startseite
|