-
zurück zur Auswahl -
Informationspolitik -
kritische Anmerkungen zu Nürnberg
Nachricht von:
Christian Worch
Hamburg, den 16.
Oktober 2006
INFORMATIONSPOLITIK
– KRITISCHE BETRACHTUNG ZU NÜRNBERG
Am 11. Oktober berichtete „Altermedia“, daß die Demonstratin in Nürnberg
wohl offenbar stattfinden könne, weil die Stadt bisher kein Verbot verhängt
hatte, sondern einen Auflagenbescheid angekündigt hatte. Dabei stellte
„Altermedia“ auch Betrachtungen darüber an, ob es denn überhaupt
eine „zentrale Demonstration parteifreier Kräfte“ sein könnte, wie
der Veranstalter geworben hatte, wenn nach einer Pressemitteilung der
NPD als Redner Udo Voigt, Dr. Olaf Rose und der inzwischen auch der NPD
beigetretene Rechtsanwalt Jürgen Rieger auftreten sollten.
Offenbar postwendend schickte die Veranstaltungsleitung Nürnberg eine
Berichtigung, die dann von „Altermedia“ tags darauf (am 12. Oktober)
auch ordnungsgemäß veröffentlicht wurde. Darin hieß es:
(Zitat Beginn) Es ist zwar richtig, daß der NPD-Parteivorsitzende Udo
Voigt zugesagt hat, nach Nürnberg zu kommen - es ist uns aber bis heute
nicht gelungen, Dr. Rose mit einer Redner-Anfrage zu erreichen. Mit Jürgen
Rieger haben wir nicht Kontakt aufgenommen und nie über einen
Redebeitrag gesprochen. (Zitat Ende).
Zwei Tage später, nachdem die Veranstaltung gelaufen war, konnte man im
Bericht der Veranstaltungsleitung Nürnberg erfahren, daß neben einigen
namentlich aufgelisteten parteifreien Rednern und einem weiteren
namentlich genannten Parteiangehörigen Udo Voigt und Rechtsanwalt Jürgen
Rieger gesprochen hätten.
Nun ist es nicht so, daß ich irgendetwas dagegen habe, wenn Jürgen
Rieger auf so einer Veranstaltung spricht. Wie sollte ich auch?!
Immerhin habe ich selbst Jürgen Rieger auch auf etlichen
Veranstaltungen sprechen lassen, die ich organisiert habe. Und daß er
inzwischen Parteimitglied geworden ist, macht ihn in meinen Augen nicht
zu einem anderen Menschen. (Es gibt Menschen, die mit dem Erwerb einer
Parteimitgliedschaft ihre politischen Ansichten ändern und in Einzelfällen
sogar ihren Charakter; aber von einem seit Jahrzehnten so profilierten
Mann wie Jürgen Rieger erwarte ich das eigentlich nicht.)
Trotzdem mutet es für das interessierte Publikum schon ein wenig merkwürdig
an: Noch zwei Tage vor der Demonstration wird quasi dementiert, daß Jürgen
Rieger auftreten soll; zumindest hat bis dahin niemand es für nötig
gehalten, ihn mal anzusprechen; und zwei Tage später tritt er auf der nämlichen
Demonstration auf.
Einen weiteren Aspekt eher fragwürdiger Informationspolitik haben wir
mit der Ankündigung der Versammlung als „zentrale Demonstration
parteifreier Kräfte“ (in Zusammenarbeit mit der NPD). Wer hat
eigentlich das Recht, für „die parteifreien Kräfte“ zu sprechen;
sei es als Einzelner oder sei es als kleinere Gruppe von führenden
Kameraden?! Ich sehe ja gern ein, daß den Veranstaltern das Anliegen
ihrer Demonstration wichtig war. Obwohl man auch das kontrovers
diskutieren kann, wie in einigen Foren und Internetquellen geschehen –
ob die Aufarbeitung der Vergangenheit als einer Art Grundlage der
derzeitigen Verhältnisse nun wichtiger ist oder mehr die Konzentration
auf aktuelle Probleme unseres Volkes und zukünftige Strategien zu deren
Lösung. Aber uanbhängig von der Wichtigkeit eines Anliegens ist die
Frage, ob man einfach so eine „zentrale Demonstration parteifreier Kräfte“
behaupten kann, von der Akzeptanz innerhalb dieser parteifreien Kräfte
abhängig. Zumindest von der Akzeptanz einer hinreichenden Mehrheit.
Diese aber hat es offenbar nicht gegeben. Denn auch wenn der
Veranstalter selbst von vierhundert Teilnehmern spricht, ist hier, wie
in den meisten Fällen, die Erklärung der Polizei glaubwürdiger –
die sprach nämlich von zweihundert.... Und für eine „zentrale
Demonstration parteifreier Kräfte“ (dann auch noch mit Unterstützung
der NPD, die immerhin durch ihr prominentestes Führungsmitglied, den
Parteivorsitzenden, vertretn war), das ist irgendwie ein wenig ärmlich.
So findet eine Begriffsinflation statt. Diese Begriffsinflation ist
wiederum eine schlechte Informationspolitik. Undd as fällt letztlich
nicht auf einen einzelnen Veranstalter zurück – oder einen kleineren
Kreis, der die einzelne Demonstration organisiert und durchgeführt hat
-, sondern auf uns alle. Wenn ich Linker oder Journalist wäre, würde
ich schon hämisch anmerken, daß von einer vollmundig als „zentrale
Demonstration parteifreier Kräfte“ angekündigten Demonstration nicht
mehr zu erwarten ist als ein Aufmarsch von zweihundert Frauen und Männern.
Und über dieses Stadium sind wir – zumindest bei ANERKANNT zentralen
Demonstrationen! – schon lange hinweg.
Deshalb sollte anhand solcher Punkte sich jeder Veranstalter mal überlegen,
wie vollmundig er seine Ankündigungen denn nun wirklich macht oder ob
es nicht in etlichen Fällen nach dem Prinzip läuft: „Ein bißchen
weniger wäre mehr!“
Mit besten Grüßen
Christian Worch
Zur Startseite
|