- zurück zur Auswahl -

Demo Dortmund 2. September

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 3. September 2006


Am 2. September fand die meines Wissens einzige Antikriegs-Demonstration in Dortmund statt. Der 2. September wurde natürlich gewählt, weil es ein Sonnabend ist. Aber er paßte auch thematisch. Denn während am 1. September 1939 der bewaffnete Konflikt zwischen Deutschland und Polen begann, erklärten erst am 3. September 1939 Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg und weiteten den bis dahin bilateralen Kampf zuerst zu einem europäischen Krieg aus, der sodann zum Weltkrieg wurde. Wenn also als „offizieller“ Antikriegs-Tag der 1. September gilt, ist das historisch nicht völlig richtig; es könnte genausogut der 3. September sein oder eben als „Mittelweg“ der Tag dazwischen.

Die Dortmund Polizei hatte wie vor allem in Nordrhein-Westfalen üblich erst einmal umfangreiche Kontrollmaßnahmen durchgeführt, über deren Rechtmäßigkeit man eigentlich irgendwann einmal mit einem Grundsatzverfahren vor Gericht streiten müßte. Das verzögerte das Eintreffen der Teilnehmer ein klein wenig. Diese Verzögerung störte die Organisatoren aber wenig – außer den üblichen Versammlungshilfsmitteln hatte man auch Luftballons mit angehängten Flugblättern bereitgestellt, die mittels einer Heliumgas-Flasche aufgeblasen wurden. Das dauerte seine Zeit. Da aber der mit einer Wahrscheinlichkeit von 14 Prozent angesagte Regen ausblieb, störte sich eigentlich niemand an der Wartezeit.

Nach einer Auftaktkundgebung mit der Rede des Veranstalters, Dennis Giemsch, setzte sich der Zug in Bewegung. Schon an der ersten Kreuzung passierten wie eine Gegendemonstration, die uns mit Karnevalsmusik beschallte beziehungsweise lustige Durchsagen machte, daß wir ein Karnevalszug seien. Unsererseits wurde darauf mit „Helau!“ und „Alaaf!“-Rufen reagiert. Wenn möglicherweise in Dortmund „Alaaf“ als der wohl eher kölnische Karnevalsruf nicht ganz so passend ist, hoffe ich, daß man das mir als Norddeutschem und Nicht-Karnevelisten nachgesehen hat. Zumindest hat von meinen Kameraden aus dem Ruhrgebiet niemand daran Anstoß genommen.

Die Linke Demonstration erschien mir recht klein, ich würde sie auf weniger als hundert  Personen schätzen. Laut Polizeibericht sollen es aber deutlich über 200 gewesen sein. Da sie einige Zeit vor unserer begann, kann es natürlich sein, daß es zwischenzeitlich schon
Abwanderungen gegeben hatte.

Von einer weiteren – vom DGB organisierten – Gegendemo mit nach polizeilicher Angabe 300 Teilnehmern war nicht viel zu bemerken – vielleicht, weil unser Zug ein gutes Stück an der anderen vorbeführte und die Polizei den Zwischenraum teilweise sichthindernd mit ihren
Fahrzeugen vollgestellt hatte.

Unser Zug hatte übrigens nach polizeilicher Zählung 340 Teilnehmer.

Auf den Zwischenkundgebungen sprachen der Kamerad Constant Küster von der niederländischen NVU, der mit einer starken Delegation niederländischer Kameraden angereist war, Dieter Riefling, Alexander Hohensee, Hayo Klettenhofer, ein Vertreter der Kameradschaft Gelsenkirchen und meine Wenigkeit. Die meisten Reden beschäftigen sich weniger mit dem Kriegausbruch 1939 beziehungsweise dem Verlauf des Zweiten Weltkrieges, sondern mehr mit den aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen, die vor allem von den USA an verschiedenen Brennpunkten des Globus entfacht wurden oder deren Ausbruch möglicherweise noch droht. Dabei wurde natürlich auch thematisiert, daß weniger „klassische“ Kriegsgründe für die USA eine Rolle spielen als eher wirtschaftliche Erwägungen und nicht zuletzt auch die Verfügungsgewalt über die vor allem im Nahen Osten reich vorhandene Ressource Erdöl. Mindestens indirekt an die „Antikap“ (=antikapitalistische Kampagne) anknüpfend, wurde von den Rednern auch herausgearbeitet, daß insbesondere die moderne, globalistische Variante des Kapitalismus nahezu untrennbar mit Krieg verbunden ist.

Es war – gewissermaßen vorsorglich – anschließend noch eine zweite Demonstration zum Thema „gegen linke Gewalt und Straßenblockaden“ angemeldet worden, weil eine frühere Straßenblockade der Grund gewesen war, warum der Dortmunder Anmelder nicht die eigentlich von ihm gewünschte Route bekommen hatet. Da allerdings seitens der Linken keine Gewalttaten festgestellt werden konnten und da auch Straßenblockaden ausblieben, konnte diese Anschlußversammlung abgesagt werden. Manchen Demonstranten wird das gefreut haben, und auch seitens der Polizei waren keine Beschwerden darüber zu hören, daß man früher Feierabend hatte als es anderenfalls der Fall gewesen wäre.

Christian Worch


 Zur Startseite