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AUS EINS MACH ZWEI

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 06. November 2005


Aus eins mach zwei....

Die Polizei in Potsdam bot Verarschung. Man könne die Demonstration nicht losziehen lassen, weil die Sicherheitslage dies nicht erlaube. Die selbst in Augenschein genommene Sicherheitslage sah so aus, daß siebenhundert Meter vom Ausgangsort der Demonstration eine Ansammlung von Gegendemonstranten war. Diese nahmen die ganze Breite der Straße in Anspruch (sagen wir also mal zwanzig bis fünfundzwanzig Personen in einer Reihe) und waren in einer Tiefe von etwa vier Reihen gestaffelt.
Ich fürchte, in Potsdam muß man langsam von einem permanenten polizeilichen Notstand ausgehen. Wenn die Polizei mit einem Aufgebot von tausend Beamten so ein Problem nicht geregelt kriegt, was will sie dann machen, wenn sie es mal mit bewaffnetem Banküberfall oder Geiselnahme zu tun hat? Begeht sie dann vor lauter Verzweiflung kollektiven Selbstmord?!

Eine genauere Untersuchung des polizeilichen Vorgehens scheint aber spätestens dann verzichtbar, wenn man zufällig weiß, daß an dieser (natürlich illegalen) Straßenblockade auch der Bürgermeister der Stadt teilgenommen hat. Noch Fragen, Kienzle?! – Nein, Hauser!

Nachdem die Demonstranten sich das ungefähr zweieinhalb Stunden geduldig angeschaut hatten, kamen durchaus zivil-unmilitärisch wirkende Berliner Kameraden auf den sehr militärischen Gedanken der Umgehung. Die nahegelegene Bahnlinie nach Berlin bot sich dafür geradezu an.
Höflicherweise meldeten die besagten Berliner ihre Demonstration in Berlin sogar bei der Polizei an. Vielleicht hätte sonst die Berliner Polizei aus purer Verzweiflung kollektiven Selbstmord begangen? Wer weiß? Man muß sich um die ja langsam Sorgen machen, daß nächstens ganze Streifenwagenbesatzungen von einer alten Oma mit dem Krückstock verprügelt werden, wenn es mit ihnen so weitergeht.....

In Berlin ließen sich in der Kürze der Zeit nicht genug Gutmenschen auftreiben, vor allem auch kein Bürgermeister, um die Polizei zu weiterer Passivität zu bewegen. Also bewegte sich zumindest die Berlin-Demonstration. Und zwar ungefähr zwei Kilometer weit. Dann kam es zu einem Disput bezüglich der Demonstrationsrichtung. Die Gründe dieses Disputs sind mir nicht bekannt; aber weil ein Großteil der Versammlungsteilnehmer keine Neigung hatte, im Sinne polizeilicher Wünsche kooperativ zu sein, löste der Leiter die Versammlung auf. Was dann weiter geschah, entzieht sich meiner Kenntnis. Erfahrene Demonstranten verliehen der Ansicht Ausdruck, die Polizei werde gegen unsere Kameraden wohl aktiver vorgehen als gegen gutmenschliche Kreise. Ich möchte diesen erfahrenen Demonstranten nicht widersprechen.

Im Ergebnis allerdings wird die Polizei festgestellt haben, daß durch ihre Art des Vorgehens die Dienstzeit insbesondere der einfachen Beamten deutlich länger geworden ist, als dies nötig wäre, und es steht zu befürchten, daß damit die Kosten für beide Bundesländer – Brandenburg wie Berlin – auch deutlich höher geworden sind als notwendig wäre. Nun, dafür können wir nichts. Der Volksmund prägt dafür die Abkürzung „seschu“. Das steht für „Selber schuld“.

Interessant wird allerdings die Frage, was denn die Polizei in Potsdam und Berlin macht, wenn dort eines Tages mal Pariser Verhältnisse eintreten. (Inzwischen muß man ja schon fast sagen: Französische Verhältnisse; weil die Rassenaufstände auch auf die Provinz übergegriffen haben.)

Aber da bleibt als Gegenmaßnahme natürlich immer noch die Möglichkeit kollektiven Selbstmordes. Vielleicht hören die Rechtsbrüche dann von selbst auf? Auch wenn interessierte Leser sich fragen könnten, WELCHE Rechtsbrüche dann von selbst aufhören würden.....

Mit besten Grüßen
Christian Worch


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