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Barrikadenkampf in Göttingen

Nachrich von:
Christian Worch

Hamburg, den 31. Oktober 2005


Barrikadenkampf in Göttingen

Nach Medienberichten sollen es 29 Barrikaden gewesen sein, die am Sonnabend gebrannt haben. Von unserer Wegstrecke aus konnte man zwar nur den Rauch von ein oder zwei sehen, aber die „Kriegsberichterstatter“ von „indymdia“ stellten Bilder von diversen anderen ins Internet; also dürfte die Zahl wohl ungefähr stimmen.

Die Polizei wurde angeblich oder tatsächlich völlig überrascht. Das ist erstaunlich, denn sie war mit 3.800 Mann personell sehr stark besetzt. Die Gegendemonstranten wurden mit knapp über 3.000 beziffert, wobei zwischen 500 und 1.000 gewalttätige sogenannte „Autonome“ gewesen sein sollen. Was wir zu Gesicht bekamen, war allerdings deutlich wenige, auch an Militanz. Es flogen ein paar Steine, es flogen ein paar Eier, Joghurt-Becher und Müllsäcke, wobei letztere doch nicht die idealen Wurfgeschosse waren. Das war’s dann auch, da hat man bei anderen Gelegenheiten schlimmeres gesehen, als die rote Hochburg Göttingen zu bieten hatte.

Trotzdem reichte es der Polizei, den „Notstand“ zu erklären und die Strecke drastisch abzukürzen; aus angemeldeten und gerichtlich bewilligten sieben Kilometern wurden so deutlich unter zwei Kilometer.

Das bewog dann auch den Versammlungsleiter, den stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden von Niedersachen Adolf Dammann, zu der öffentlichen Bemerkung, daß man seitens der Behörden die ordentliche Durchführung von Demonstrationen auch erlernen könne und daß man den Behörden in Göttingen dazu Gelegenheit geben werde. Zweifellos die richtige Art, mit solchen Ereignissen umzugehen. Und soweit die Linke sich vor allem im Internet selbst feiert und Göttingen zur „desaster aerea“ erklärt, vergessen sie nun mal, daß sie weniger verhindern konnten als in den Jahren 2001 und 2002. Kann man also auch ansatzweise positiv sehen. Der Landesverband Niedersachsen der NPD kündigte jedenfalls einen Fortsetzungsfeststellungsklage vor dem Verwaltungsgericht an. Da der Landesverband sich im Vorfeld der Demo als juristisch wehrhaft erwies (sehr zum Ärger der Linken klagte er als Ausgangsort in zweiter Instanz erfolgreich den Bahnhofsvorplatz statt des Bereichs am Güterbahnhof ein, wo man uns ungleich viel leichter hätte blockieren können), nehme ich an, daß der Ankündigung auch Taten folgen werden.

Die eigene Mobilisierung hielt sich mit zwischen 300 und 350 (beides Medienangaben) im erwarteten Rahmen; 300 waren angemeldet. Das sollte künftig noch ausbaufähig sein; denn die Bereitschaft der Polizei, das Demonstrationsrecht durchzusetzen, wird von einer größeren Zahl eigener Demonstranten erfahrungsgemäß positiv beeinflußt.

Als unerfreulich müssen zwei schwerwiegende interne Zwischenfälle bezeichnet werden, von denen nur gehofft werden kann, daß sie sich in den nächsten Tagen ausräumen lassen. Sonst wird für die nächsten Demonstrationen in Göttingen oder im ganzen Land Niedersachsen eine gemeinsame Mobilisierung von NPD und parteifreien Kräften mindestens erschwert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht.


Christian Worch


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