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ERNST ZÜNDEL NACH DEUTSCHLAND ABGESCHOBEN!

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 1. März 2005


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ERNST ZÜNDEL NACH DEUTSCHLAND ABGESCHOBEN!



Liebe Kameradinnen und Kameraden!

Der Deutsch-Kanadier und weltweit führende Revisionist Ernst Zündel ist heute aus Kanada in die BRD abgeschoben worden; nach Berichten mehrerer Medien wird sein Eintreffen gegen 22.00 Uhr am heutigen Dienstag, dem 1. März, in Frankfurt erwartet. Er soll von dort nach Mannheim gebracht und dort dem Haftrichter vorgeführt werden.

Vor allem politischen Aktivisten der jüngeren Generation ist Ernst Zündel vielleicht nur vage bekannt; daher hier ein kurzer Überblick:

Er erlebte das Kriegsende als etwa Fünfjähriger. Diese früh prägenden Erinnerungen sowie die Erinnerungen an die schweren ersten Nachkriegsjahre – beispielsweise mit dem brutalen Hungerwinter 1947 – machten aus Ernst Zündel einen Pazifisten. Als die BRD sich 1955 wiederbewaffnete, entschloß er sich zur Auswanderung, um keinen Wehr- bzw. Kriegsdienst leisten zu müssen. 1958, 17 Jahre alt, ging der gelernte Graphiker und Retuscheur nach Kanada. Dort etablierte er sich in seinem erlernten Beruf sehr erfolgreich. Er gewann mehrere Kunst-Preise und leitete zeitweilig einen eigenen graphischen Betrieb mit 35 Mitarbeitern. Auch heiratete Ernst Zündel; meiner Erinnerung nach eine Franko-Kanadierin; aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.

Nachdem er alles erreicht hatte, was ein Mann, ein Künstler und ein erfolgreicher mittelständischer Unternehmer im Leben erreichen konnte, erkrankte Ernst Zündel schwer an Krebs; die Ärzte gaben ihm eine Lebenserwartung von weniger als einem halben Jahr. Dieser schwere Einschnitt war für ihn, damals Mitte der 30-er Jahre, wie ein Wink des Schicksals. Auf geradezu wundersame Weise (Spontanremission) geheilt, beschloß er, sich künftig nicht mehr nur seinen privaten und beruflichen Angelegenheiten zu widmen, sondern im fernen Kanada ein Vorkämpfer für sein Volk zu werden.

Ich hörte von Ernst Zündel, kurz nachdem ich selbst im Frühjahr 1977 politisch aktiv geworden war.

Anfänglich hatten wir ein eher unterkühltes Verhältnis zueinander, da er das offensive Auftreten von Nationalsozialisten der jüngeren Generation als kontraproduktiv ablehnte; wir hingegen waren der Meinung, daß er als Auslandsdeutscher die inländische politische Entwicklung und ihre Notwendigkeiten und Anforderungen nicht richtig beurteilen könnte. Als er mit Blick auf Michael Kühnen in einem seiner Rundbriefe sehr offen Stellung nahm, schrieb ich an ihn; daraus entwickelte sich eine lange und fruchtbare Korrespondenz, in der wir – mit der Altersdifferenz von fast einer Generation und in sehr verschiedenen Ländern lebend – einander besser zu verstehen begannen.

Wann ich Ernst Zündel das erste Mal persönlich begegnet bin, kann ich nicht mehr genau sagen – ich glaube, es war im November 1989 anläßlich einer Tagung des inzwischen verstorbenen Thies Christophersen im elsässischen Haguneau (Hagenau). Es war ein Tag nach dem Mauerfall. Nach der Begrüßung war der erste Satz, den ich sagte: „Was gestern geschehen ist, rettet Helmut Kohl für eine weitere Legislaturperiode die Kanzlerschaft!“ – Ernst lachte und sagte: „Genau das wollte ich auch gerade sagen!“

Ich habe Ernst Zündel kennen und schätzen gelernt als einen Mann von klarem, nüchternen Verstand, von sehr rascher Auffassungsgabe und vor allem von einem heutzutage sehr seltenen poltischen Instinkt. Ich habe ihn auch als einen herausragenden Künstler kennengelernt – im Besitz meiner inzwischen geschiedenen Frau ist noch immer ein wundervolles kleines Bild im japanischen Stil, das er für uns malte. – Ich habe Ernst Zündel auch kennengelernt als einen Mann von pazifistischer Grundeinstellung, der sich als Realist aber trotzdem der Gegenwärtigkeit von Gewalt bewußt war, und der, obwohl selbst entschlossen, niemals Gewalt anzuwenden, immer bereit war, sich feindlicher Gewalt zu stellen. Als einen Mann, der die geistige Auseinandersetzung gesucht und mit Leidenschaft betrieben hat. Als einen Kämpfer des Geistes.

In der Zeit nach dem Mauerfall war Ernst Zündel häufiger in Deutschland. Er war bei einigen dieser Gelegenheit auch Gastfreund in meinem Hause; daß es zu einer wechselseitigen Gastfreundschaft nicht kam, liegt nur daran, daß ich seit meiner Kindheit nicht mehr in Kanada war.

In dieser Zeit hatte Ernst Zündel den Revisionismus in einer Weise vorangetrieben, die man nur mit dem Quantensprung in der Physik vergleichen kann. Er hatte den us-amerikanischen Exekutions- und Gaskammerexperten Fred Leuchter in die Ruinen von Auschwitz geschickt, um die dortigen Gaskammern begutachten zu lassen. Die Expertise von Leuchter, unter dem Titel „der Leuchter Report“ weltweit bekannt geworden, hat einen Historiker vom Range David Irvings von der Sache des Revisionismus überzeugt.

Zwischen den Revisionisten und der politischen „Szene“, der ich angehöre, gab es immer Überschneidungen; allerdings auch gravierende Unterschiede. Trotzdem war die Arbeit der Revisionisten natürlich auch von teilweise bedeutsamer politischer Auswirkung. Das führte unter anderem dazu, daß im Zuge des Deckert-Prozesses der „Volksverhetzungs-Paragraph“ (§ 130 StGB) verschärft wurde. Danach waren revisionistische Äußerungen in Deutschland kaum noch möglich. Zündel wurde bei einem seiner Besuche hier in München verhaftet, einige Zeit in Untersuchungshaft genommen und dann zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Seither hat er meines Wissens die BRD nicht mehr besucht, und der persönliche Kontakt wurde umständehalber schwächer. Die Korrespondenz zwischen uns blieb allerdings für einige Jahre noch bestehen, auch wenn sie langsam geringer wurde. Für mich war es immer sehr wertvoll, seine Ansichten und Einschätzungen über Vorgänge im angelsächsischen (speziell nordamerikanischen) Raum zu hören, während er großen Wert auf meine Beurteilung politischer und auch psycho-sozialer Ereignisse in seiner alten Heimat Deutschland legte.

Ernst Zündel war in seiner neuen Heimat Kanada vielfach politischer Pression ausgesetzt; man muß schon sagen, politischer Verfolgung. Wegen seiner Ansichten über die Ereignisse in den Jahren 1933 bis 1945, namentlich im Zusammenhang mit der Massentötung von Juden, wurde er in Kanada angeklagt. Weil es in Kanada keine politischen Paragraphen gibt, die den deutschen Sondergesetzen entsprechen, wurde er nach einem Gesetz aus dem Mittelalter angeklagt, dem „false-news-law“, das die Verbreitung falscher Nachrichten unter Strafe stellt. Durch seinen Prozeß wurde dieses recht altertümliche Gesetz vom höchsten Gericht Kanadas für verfassungswidrig erkannt; Zündel gewann seinen Prozeß glanzvoll. Er hat damit in Kanada Rechtsgeschichte geschrieben.

Soweit man es aus bundesdeutscher Sicht beurteilen konnte, schien es danach eine Weile eher ruhig um ihn zu werden. Diese Sichtweise aber mag täuschen; denn dem Revisionismus war in der BRD durch die Verschärfung des § 130 StGB ein höchst wirkungsvoller Maulkorb angelegt worden.

Ernst Zündels erste Ehe war auf Betreiben seiner Frau geschieden worden; als seine politischen Aktivitäten zu Repression führten, trennte sie sich von ihm. Zündel heiratete einige Jahre später ein zweites Mal, eine politische Aktivistin. Deren Standvermögen war dem seinen aber nicht annähernd ebenbürtig; daher scheiterte diese zweite Ehe. In seinen späteren Jahren heiratete Ernst Zündel die deutschstämmige US-Bürgerin Dr. Ingrid Rimland-Zündel (geborene Rimland). Sie betreute als Computer-Expertin die Zundelsite, mit der er seine Anhänger und andere Interessierte weltweit über seine Ansichten unterrichtete.

Im Jahre 2000 versuchte der kanadische Staat, Zündel zu zwingen, die Zundelsite einzustellen.

Diesem Druck wich Ernst Zündel aus, indem er sich in die USA zu seiner Ehefrau begab; zunächst mit einem Touristenvisum und zugleich mit dem Antrag auf Daueraufenthaltsrecht bzw. Einbürgerung.

Da eine Vorladung für eine Anhörung vor der Einwanderungskommission ihn nicht erreichte, wurde er verhaftet. Dies ist ein völlig unübliches Vorgehen; denn üblicherweise wird in solchen Fällen einfach ein neuer, zeitnaher Termin anberaumt. Aber inzwischen hatte der 11. September 2001 stattgefunden, und die USA ebenso wie das benachbarte Land Kanada hatten ihre Gesetze stark verschärft. In einem einer Entführung ähnlichen Akt wurde Zündel von amerikanischen Beamten nach Kanada verbracht und dort – natürlich.... – sofort verhaftet.

Ernst Zündel hatte in den 42 Jahren, die er in Kanada gelebt hat (von 1958 bis 2000), den Status eines sogenannten „landed immigrant“ erworben, aber NICHT die kanadische Staatsangehörigkeit; er war und ist weiterhin deutscher Staatsangehöriger.

Da Kanada ihn als „Risiko für die nationale Sicherheit“ bezeichnete und ihn in die BRD abschieben wollte, wehrte er sich vor Gericht. Die Besonderheiten dieses Verfahrens nach angelsächsischem Recht darlegen zu wollen, würde jetzt im Moment ein wenig zu weit führen. Es sei nur soviel gesagt, es ist nicht nur nach deutschem Rechtsverständnis abenteuerlich gewesen. Ernst Zündel hat es unter den fragwürdigsten Umständen verloren und ist jetzt gegen seinen Willen in der BRD, wo er mit einem Haftbefehl und einer Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren zu rechnen hat; man wird davon ausgehen müssen, daß er – ähnlich wie Gerhard Lauck – zu mindestens vier Jahren verurteilt werden wird. Ein Mann von 65 Jahre, nur am Rande erwähnt, der bereits zwei Jahre und ein paar Tage Haft hinter sich hat (die wahrscheinlich in Deutschland nicht angerechnet werden können bzw. müssen).

Eine Nebenfolge seiner Abschiebung und der hier zu erwartenden Verhaftung und Verurteilung ist, daß er möglicherweise für den Rest seines oder ihres Lebens seine Frau Ingrid nicht mehr wiedersehen wird. Sie ist US-Bürgerin. Sie ist die „technische Direktorin“ der Zundelsite, die in der BRD strafbar ist. Er hat ein Einreiseverbot für zwanzig Jahre in die USA. Sie kann die BRD nicht besuchen, ohne daß sie mit sofortiger Verhaftung und gleichfalls Verurteilung von bis zu fünf Jahren rechnen
muß. Die Ausweisung Zündels aus Kanada und die bundesdeutschen Gesetze führen also dazu, daß Eheleute einander für den Rest ihres Lebens nicht mehr sehen können oder sich – was sich nun rein finanziell ja auch nicht jeder leisten kann! – höchstens noch auf „neutralem Territorium“ außerhalb der USA, Kanadas und der Europäischen Union begegnen können!

Es ist ein Skandal, und es ist exemplarisch!

An Ernst Zündel – und mittelbar auch an seiner Frau Dr. Ingrid Rimland-Zündel – soll ein Exempel statuiert werden, eine drastische Warnung, nicht seine Überzeugung zu verbreiten, wenn sie gegen den weltweiten „Mainstream“ der westlich geprägten Globalisierung ist; ein Generalangriff auf das Recht freier Meinungsäußerung. Und das sowohl im „freisten Staat, den wir je auf deutschem Boden hatten“, als auch in angelsächsischen Ländern, die sich als gewissermaßen der Hort und die Geburtsstätte des „free-speech-rights“ (Recht auf Freie Rede) ansehen.

Ein Exemplar – und ein Skandal.

Ein Angriff auf die Freiheit schlechthin. Und ein Angriff auf traditionelle abendländische Werte wie das Institut der christlich geprägten Ehe!

Der Fall Ernst Zündel verdient nicht nur aufmerksamste Beobachtung, er verdient auch Solidarität und Empörung über diese Art des Vorgehens, diese Art, Menschen abzustrafen, zu verfolgen, zu unterdrücken und ihre Existenz zu vernichten, die eine abweichende Meinung vertreten.

Er verdient, sich an Voltaire zu erinnern, den Philosophen der Aufklärung und persönlichen Freund von Friedrich II von Preußen, dem „Alten Fritz“, der sagte: „Ich lehne ihre Meinung ab und werde sie bekämpfen, wo immer ich kann; aber für Ihr Recht, Ihre Meinung zu äußern, würde ich nötigenfalls auch auf die Barrikaden gehen!“

Wir werden nicht gewaltsam auf die Barrikaden gehen. Das wäre nicht im Sinne des Pazifisten Ernst Zündel, der die Heimat Deutschland verließ, weil er keinen Kriegs- bzw. Wehrdienst leisten wollte, weil er Krieg verabscheut. – Aber wir werden unsere Meinung vertreten. Und das Recht darauf, unsere Meinung zu äußern. Und das Recht eines Ernst Zündel, seine Meinung zu vertreten. – Er ist in der Einsamkeit, in der Dunkelheit und der Kälte seiner Gefängniszelle nicht allein. Mit ihm sitzt die Freiheit hinter Gittern.

Und wir werden da sein, wo die Freiheit ist!

Christian Worch



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