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MAGDEBURG, 15. JANUAR

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 15./16. Januar 2005



Liebe Kameradinnen und Kameraden!

Etwa 700 Teilnehmer waren dem Aufruf zur Demonstration in die alte Festungsstadt Magdeburg gefolgt. (RTL Video-Text spricht sogar von tausend, was ich für eine schmeichelhafte Übertreibung halte; meiner Einschätzung nach werden es nicht so deutlich viel mehr als 700 gewesen sein.) Gutmenschliche Gegendemonstrationen, zu denen Verbände, Kirchen und Parteien aufgerufen hatten, sollen zwischen 1.300 und 1.500 Teilnehmer gehabt haben. Wobei übrigens die Herren und Damen Gutmenschen einander nicht wirklich gut waren, denn sie machten mehrere voneinander getrennte Demonstrationen. Einig waren sie sich nur darin, daß sie uns noch weniger leiden können als einander....

Die wenig heilvolle Rolle mindestens eines Kirchenmannes zeigte sich schon bei der Auftaktkundgebung auf dem Domplatz. Der zuständige „Diener Gottes“ (oder wessen auch immer.....) soll bereits vorher angekündigt haben, die Glocken zu läuten, damit die Reden möglichst nicht verstanden werden könnten. In meinen Augen ein Fall von Versammlungsstörung. Aber sie hielt sich in Grenzen, denn eine leistungsfähige Lautsprecheranlage hielt die Lärmbelästigung durch immer wiederkehrendes (offenbar mißbräuchliches!) Glockengeläut in Grenzen. Daher waren die beiden Redner der Auftaktkundgebung – Rechtsanwalt Jürgen Rieger aus Hamburg und Thomas Wulff – einwandfrei zu verstehen. Und nicht nur akustisch
sprachen sie klare Worte.....

Nachdem sich der Zug mit der für einen Trauermarsch angemessenen Würde formiert hatte, gab es eine erste Umleitung wegen einiger Straßenblockierer. Bemerkenswert, daß diese weniger als hundert waren, aber wegen der Weigerung der Polizei, sie von der Straße zu entfernen, die große Mehrheit (uns!) dazu zwang, zähneknirschend eine Änderung der Wegstrecke in Kauf zu nehmen. Unnötig zu sagen, daß „Änderung“ hier gleichbedeutend mit Kürzung war.

Die gewollte Unfähigkeit der Polizei – um nicht zu sagen: Schikane! – erreichte aber schon bald einen neuen Höhepunkt. Diesmal war es die Polizei, die die Straße blockierte, obwohl eine vergleichbar kleine Gruppe von Störern nicht weniger als dreihundert Meter entfernt auf einer Kreuzung war. Später zogen dieses Störer sogar ab und es verblieb nur die Polizei; aber mit hirnrissigen Begründungen ließ man uns unseren Weg trotzdem nicht fortsetzen. Ich nenne so etwas entweder Verarschung oder offenen Rechtsbruch. Oder möglicherweise auch beides zugleich!

Notgedrungen zog die Versammlungsleitung die Zwischenkundgebung ein wenig vor. Es traten als Redner auf Reinhold Leidenfrost, der als junger Mann im Zweiten Weltkrieg als Jagdpilot seinen aktiven Beitrag zur Reichsverteidigung geleistet hat, Peter Naumann und Ralph Tegethoff.
Zwischenzeitlich versuchte die Polizei die Versammlungsleitung mit etwas abenteuerlichen Begründungen dazu zu veranlassen, statt zum vorgesehenen Platz der Zwischenkundgebung zum Bahnhofsvorplatz zu ziehen und dort die Versammlung zu beenden. Vorher aber leisteten sich die „Diener des Staates“ (oder wessen auch immer!) noch einen kleinen Knüppeleinsatz. Jaja, gegen die friedliche Masse vorgehen statt gegen die militante Minderheit, das ist offenbar die neue polizeiliche Doktrin, zumindest in Magdeburg. Wir kennen Eure Gesichter! Ihr werdet Rechenschaft ablegen müssen! Vor fünfzehn Jahren wurde die Normannenstraße gestürmt! Schaun‘ wir mal, wann das Volk sich Eurer Präsidien bemächtigt!

Der Gewalt weichend bzw. die Gefahr weiterer Eskalation damit vermindernd, führte die Versammlungsleitung die Demonstration daraufhin zum Bahnhofsvorplatz, wo sie nach weiteren kurzen Beiträgen bereits aufgetretener Redner dann ohne neuerliche Zwischenfälle beendet wurde.

Die Versammlungsleitung kündigte an, das Verhalten der Polizei gerichtlich überprüfen zu lassen. Einlegung einer Klage ist bereits beschlossene Sache und wird binnen angemessen kurzer Frist erfolgen.

Mit besten Grüßen
Christian Worch

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